Die Entdeckung des Glücksklees

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich in Begleitung das Berggruen-Museum (auch bekannt als Sammlung Berggruen) in Berlin, Ortsteil Charlottenburg, aufgesucht habe, um vor allem die Werke von Pablo Picasso zu bewundern. Meiner Begleitung sagte ich ständig, sie solle ihre Tasche öffnen, damit wir dieses oder jenes Picasso-Bild darin verstauen und nach Hause schmuggeln können. So sehr war ich begeistert.


Neben einige Werke von Georges Braque und Henri Matisse hingen auch einige Paul Klees. Obwohl mir der Name schon seit langem bekannt war und ich und ab und zu ein Klee gesehen hatte, war es mir nicht möglich einen Zugang zu seinem Werk zu finden. Ich schaute mir zwar immer seine Bilder faszinierend an, fragte mich jedoch gleichzeitig, was diese Abstraktionen sollen. Was wollte mir der Künstler eigentlich sagen? Ich nahm mir vor ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu studieren und nach der Intension seiner Werke zu recherchieren.

Jahre später, wir schreiben nun den Monat Juli und das Jahr 2015, entdeckte ich auf meiner Leipziger-Studienreise ein kleines Buch mit dem Titel „Paul Klee – Die Lebensgeschichte“, welches im Jahr 2011 erschienen ist. Darin schildert die Autorin Christiane Weidemann auf eine einfache und doch bezaubernde Art und Weise den Werdegang dieses Glücksklees.

Ich war immer davon ausgegangen, dass Klee kein Deutscher war und zeit seines Lebens in der Schweiz verbracht hatte. Dabei stellte es sich heraus, er war als Sohn eines deutschen Musiklehrers und einer schweizerischen Sängerin in Münchenbuchsee bei Bern geboren. Einen Schweizer-Pass hat er zu Lebzeiten nie besessen.


Teilweise in der Schweiz aufgewachsen, verbrachte er doch die meiste Zeit seines Lebens in Deutschland, unter anderem in München, Weimar, Dessau und Düsseldorf. Er war nicht nur ein großer Liebhaber der klassischen Musik (konnte selbst auch Geige spielen), sondern verdiente in seiner Jugend seinen Lebensunterhalt als Geiger. Jahre später verliebte er sich sogar in einer Pianistin, die er heiratete und mit ihr einen Sohn bekam.

Zu seinen Münchener Zeiten wohnte er in der direkten Nachbarschaft von Kandinsky (was er nicht wusste, bis ein Freund ihn darauf aufmerksam gemacht hatte), später trafen sich beide in Weimar und lehrten an dem berüchtigten Bauhaus. In Dessau wohnten sie dann tatsächlich Tür an Tür.

Wie gern auch Klee am Bauhaus unterrichtete und später dem Ruf an die staatliche Kunstakademie Düsseldorf folgte, endete seine Karriere als Kunstprofessor nach der fristlosen Kündigung durch die Nationalsozialisten. Anfangs nahm er selbst die Bewegung des Nationalsozialismus zwar skeptisch, doch mit Gelassenheit zur Kenntnis, bis er selbst keinen Frieden mehr finden konnte und sich eine Hausdurchsuchung durch die SA gefallen lassen musste.

Er und seine Frau flüchteten in die Schweiz. Dort konnte er sich zwar in seinem Atelier vergraben, während in Deutschland eine gewaltige Wanderausstellung geplant wurde, die durch Deutschland und Österreich ziehen sollte. Unter anderem wurden auch seine Werke „als krankhafte Auswüchse irrsinniger und verkommener“ Künstler bloßgestellt und einer „gesunden“ deutschen Kunst gegenübergestellt, die dem nationalsozialistischen Ideal entsprach. Seine Kunst stammte in ihren Augen von einem Geisteskranken ab, die eine Gefahr für den „gesunden Verstand des deutschen Volkes“ darstellte.

Und das ist der Moment, in dem mich eine tiefe Traurigkeit gepackt hat. Was muss es für ein Gefühl für einen Künstler sein, der so etwas zu hören bekommt? Was müssen alle diese betroffene Künstler wohl gedacht haben, als die Nationalsozialisten sie auf diese Art und Weise diffamiert haben?

Es ist leicht über ein Werk zu urteilen, wenn man sich vorher damit nicht auseinander gesetzt oder sich Mühe gemacht hat, hinter den Kulissen zu schauen. Leichtfertig kommen wir zu einem Urteil, was „gesund“ und was „irrsinnig“ ist. Ich bezweifle, ob die Natur wirklich solche Kategorien kennt.

Paul Klee starb am 29. Juni 1940, eine Woche vor der Sitzung, an dem über seinen Antrag zur Einbürgerung in der Schweiz entschieden werden sollte.


Als Leser dieses Aufsatzes mag man sich fragen, wie denn Paul Klees Kunst sein mag. Was und vor allem wie hat er gemalt? Als Verfasser dieser Zeilen mag ich folgendes darauf antworten: findet es für Euch heraus. Ich habe es für mich längst schon getan!