Ein Wochenende voller Kunst

Was passiert, wenn zwei befreundete Künstler aufeinander treffen? Nun ja, offenbar das Offensichtliche: Sie treffen auf viel Kunst! So geschehen an diesem Wochenende in Frankfurt am Main.

Los ging es am Treffpunkt Galerie Tristan Lorenz, wo zurzeit die Werke von Sebastian Menzke ausgestellt werden. Was dieser Künstler macht? Herr Menzke hat Design studiert und man könnte meinen, er wäre eher der digitalen Welt verbunden. Stattdessen hat er sich bewusst für die Leinwand entschieden. In seinen Werken werden Form und Figur in eine bewusste Dekonstruktion und collagenartigen Überlagerung zum Ausgangspunkt seines Schaffens.

Angelehnt an der Klassischen Moderne sucht er wie die großen Meister nach Möglichkeiten, Tiefe und Raum zu erreichen ohne diese thematisch darzustellen. In den aktuell ausgestellten Arbeiten steigert er die Raumdimension des Bildes, indem das Bild durch Harzschichtungen vom flachen Bildträger zu einer gestaffelten Inszenierung zum Relief wird.
Weiteres Aufsehen erregte diese Ausstellung durch ihren gemeinnützigen Charakter. 14 kleinformatige Arbeiten aus Epoxyharz und Acrylfarbe sind exklusiv für den Malteser Hilfsdienst entstanden und repräsentieren die 14 ehrenamtlichen Dienste der katholischen Hilfsorganisation. Dessen Erlöse sollen ausschließlich dem Wirken der Malteser zugutekommen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Dezember 2016 in der Fahrgasse 17, 60311 Frankfurt am Main zu besichtigen.


Nächster Zwischenstopp: der berühmte Portikus. Seit Anfang Dezember gastiert dort die Ausstellung House of Commons, die den Anspruch erhebt, eine Reaktion auf die politischen Ereignisse der vergangenen Monate in Europa und den Vereinigten Staaten zu sein. Während die Grundwerte demokratischen Denkens ins Wanken geraten sind, möchte diese Ausstellung aufzeigen, wie wichtig die konstruktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten  ist. Diese soll sich dabei über die Zeit kontinuierlich verändern, in dem im Wochenrhythmus Kunstwerke hinzugefügt, ausgetauscht und neu arrangiert werden. Dazu zählen Fotografien, Malereien, Skulpturen und Videoarbeiten. Jede dieser Präsentation soll durch Werkbesprechungen, Filmvorführungen und Performances erweitert werden. Man hat sich also viel vorgenommen!

In der ersten Woche ist die Gegenüberstellung der Danh Vos Skulptur We The People (2011), einer Eins-zu-eins-Replik der Freiheitsstatue, verteilt auf 225 Fragmente, von denen in der Ausstellungsfläche ein Teil des Fußes zu sehen ist und eine Fotografie von Bruno Serralongue (Passer en Angleterre, Accés terminal transmanche, Calais, juillet 2007), die den Moment des Wartens im Leben Geflüchteter an der französischen Küste zeigt.

Besonders raumfüllend ist die minimalistische Arbeit des Frankfurter Architekten Paul Bauer, die gleichzeitig auch die Bedeutung des Ausstellungstitels versinnbildlicht. Zwei gegenüberliegende Tribünen, die als Sitzgelegenheit und als Display für Kunstwerke gleichermaßen fungieren, spiegeln die Meinungen und Ansichten wieder und schaffen einen Raum, in dem nicht nur Kunstwerke und Körper miteinander in Beziehung treten können, sondern auch Platz für Auseinandersetzung, Konfrontation und kritische Reflexion geschaffen wird. Genauso wie im House of Commons, das Britische Unterhaus. Diese Idee, dass Mitglieder der Mehrheitspartei den Vertretern der Opposition einander gegenüber stehen, wurde erstmals 29. V. Chr. In der Curia Iulia des Römischen Senats umgesetzt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Januar 2017 an der Alten Brücke 2, Maininsel, 60594 Frankfurt am Main zu besichtigen.


Ein Samstag voller Kunst ohne einen Besuch im Städel? Wie kann das bloß funktionieren? Dort eröffnete vor ein paar Tagen die neue Ausstellung „Geschlechterkampf“ unter Anleitung des neuen Städel-Direktors Phillip Demandt. Dieser, durch und durch ein Kunsthistoriker, hatte es nicht ganz leicht mit den anwesenden Gästen. Offenbar waren die Lautsprecher so leise, dass während seiner Rede die Zuhörer in Privatgespräche verfielen und sein gesagtes Wort einfach unterging.

Was auf keinen Fall untergehen sollte, ist die Sehenswürdigkeit dieser Sonderausstellung. Da versammeln sich viele große Meister aus verschiedenen Epochen und Kunstrichtungen, von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, sei es Symbolismus, Expressionismus, Surrealismus, Neue Sachlichkeit oder Dada. Ob Max Liebermann oder Max Ernst, Otto Dix oder Franz von Stuck, Leonor Fini oder Frida Kahlo, diese Ausstellung hat viele sehenswürdige Positionen zusammengetragen und beschäftigt sich mit der Frage nach männlicher und weiblicher Identität. Sogar der von mir ungeliebte Gustav Klimt ist darin vertreten.

Auch nach dem nunmehr zweiten Ausstellungsbesuch, kämpfe ich noch immer mit dem Titel der Ausstellung. Schaut man sich die ganzen Positionen an, man könnte meinen, hier wird die Gewalt in der Kunst verherrlicht. Was hat das mit Geschlechterkampf zu tun? Nun ja, vielleicht gibt uns der Katalog mehr Auskunft darüber?

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. März 2017 am Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main zu besichtigen.


Und als wäre das nicht schon genug Kunst an einem Tag, so besuchten meine Freunde und ich die Schirn at Night – Abendveranstaltung.

Wer diese Veranstaltungsreihe nicht kennt, der muss wissen, dahinter verbirgt sich die Partyreihe der Kunsthalle Schirn Frankfurt am Main, die zur jeder Sonderausstellung abgehalten wird. Dieses Mal lautete das Motto Black & White, die passende Musik lieferte DJ Lotic. Wer gerne dem Motto folgen mochte, der war natürlich herzlich eingeladen.

Momentan wird dort unter anderem die Giacometti-Nauman Ausstellung zelebriert. Beide Künstler, vereint im Geiste, werden in 70 eindrucksvollen Arbeiten gegenüber gestellt und markieren die Entwicklung der schon im Ansatz sehr radikalen Begriffe der modernen Skulptur, die mit der Begriff der Leere beginnt und in einem immer komplexeren Bezug zur Realität mündet.

Dabei wird sehr deutlich, diese Ausstellung will nicht nur direkt die Positionen zweier Künstler vergleichen, sondern die Wahrnehmung der Betrachter erweitern, auf die Radikalität neuer Konzepte hinweisen und darin das eigentliche Innovative erkennen. Durchaus sehr spannend!

Was mich am meisten beeindruckt hat? Gleich am Eingang der Ausstellungsräume erwartet den Betrachter eine riesige Installation, bestehend aus zwei parallel verlaufenden Wänden. Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier handelt es sich um einen Abschnitt einer Baustelle. Schaut man in den Freiraum der zwei parallellaufenden Wände, entdeckt man eine beleuchtete enge Fläche, an dessen Ende ein Spiegel den Raum ins Unendliche erweitert. Zelebriert hier Nauman die Enge und rückt diese ins rechte Licht? Ich musste an eine abstrahierte Vagina denken.

Was auch die richtige Antwort auf diese Frage ist, eins steht fest: Bruce Nauman ist keine leichte Kost.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Januar 2017 am Römerberg, 60311 Frankfurt am Main zu besichtigen.


Der Höhepunkt des Abends war dann die musikalische Untermalung im Foyer, wo eine Tänzerin mit riesigen Ballons und eine Schlangenfrau für die richtige Stimmung sorgten.

Irgendwann stehe ich da, lausche den coolen Variationen von DJ Lotic und schaue mich in der Menschenmenge um. Dabei fallen mir die Großbuchstaben „GARDER“ im Rezeptionsbereich auf und ich frage mich, welche Parallelausstellung wohl die Schirn gerade präsentiert. Ich muss an den Musiker Tony Gardner und das Model Toni Garrn denken. Eine Künstlerin oder Künstler mit dem Nachnamen GARDER ist mir bis jetzt nicht bekannt. Irgendwann dämmert es mir, dass GARDER nicht das vollständige Wort ist und die restlichen Buchstaben durch die abgehängte Decke verdeckt sind. Gemeint war also weniger ein Künstler, sondern das Wort GARDEROBE. In diesem Moment wusste ich, ich hatte ein wenig zu viel Kunst an diesem Tag!

Bis zum nächstes Kunstwochenende.