Glücklicher, Ich!

Heutzutage leben viele von uns in der Situation, dass sie das Gefühl haben, dass die Zeit nur noch rennt. Obwohl man weiß, dass die Zeit nicht ohne einen selbst vorankommt, weil sie kontinuierlich weiter läuft, spielt uns das persönliche Empfinden oft einen Streich.


Ob nun eingeredet oder eingebildet, tatsächlich ist es aber so, dass uns die lieben Mitmenschen (vermutlich nicht vorsätzlich) gerne die vorhandene Zeit stehlen oder sie zumindest für sich beanspruchen. Freunde fragen uns, ob wir sie nicht zur einer Ausstellungseröffnung begleiten oder dem einen oder anderen Konzert beiwohnen möchten, gemeinsam essen gehen wollen, etc.. Und wer macht das nicht gerne? Sich zu einem lustigen und amüsanten Abend aus dem Alltag entführen lassen und die Pflichten einfach Pflichten sein lassen? Schnell passiert es dann, dass der Outlook-Kalender von Montag bis Sonntag Termine aufweist und man fragt sich, wann man Zeit für sich hat. Und sind es nicht die externen Termine, dann schreit der Haushalt nach einem.


In meinem Fall fragt immer der Künstler, wann er wieder kreativ sein darf. Manchmal gibt es diese wunderbaren Phasen, wo man von morgens bis abends malen könnte. Eine Idee folgt der Anderen. Und ehe man sich versieht, hat man innerhalb von 24 Stunden sechs neue Werke geschaffen.  Manche denken nun an Massenproduktion, andere  an das Aufstellen eines Rekordes. Ich glaube vielmehr daran, dass die Kunst ein Ventil sucht und einfach dem Gestalt verschafft, was endlich in Kontakt mit der Außenwelt treten sollte.


Neulich las ich in der Januar 2015-Ausgabe des Magazins Rolling Stone ein Interview mit Stephen King. Ich mag diesen Burschen und seine Ideen. Der Interviewer bemerkte nicht nur beiläufig, dass die wenigsten Menschen mit Mr. King konkurrieren können. King erinnerte sich daran, wie er als Student Kurzgeschichten und Romane schrieb. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde explodieren, weil es so viele Dinge gab, über die er gleichzeitig schreiben wollte. Er hätte so viele Ideen, die sich gegenseitig in die Quere gekommen wären und beschrieb diese Quelle als ein unterirdisches Bassin, „randvoll mit Ideen“, welches er nur anzapfen musste.


Als ich dieses Interview las, dachte ich: „Hey, das kommt mir so bekannt vor.“ Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass ich  einen ganzen unterirdischen See voller Ideen habe, aus dem ich mein neues Projekt nur herausfischen muss, wenn ich möchte. Ja, wäre nur ausreichend Zeit für die Umsetzung dieser Ideen vorhanden. Nur manchmal drängen diese inneren Ideen einfach nach draußen, so dass ich mir keinen weiteren Aufschub leisten kann.


Ein Außenstehender ist selten in der Lage, sich wirklich in die Situation eines Autors oder eines Malers mit einer Idee zu versetzen. „Sie wollen die fertigen Bücher, aber das Schreiben nehmen sie letztendlich nicht ernst“, sagt King dazu. So sehe ich das auch. Die Bewunderung eines vollendeten Werkes kann erst nach der Fertigstellung desselbigen stattfinden. Und dieser Prozess benötigt Zeit und Ruhe.


Neuerdings gibt es aber auch ein Einlenken in meiner Terminplanung.  Maximal zwei Termine in der Woche – schließlich darf die Kunst nicht zu kurz kommen. In der Zwischenzeit darf ich sogar acht neue Andonoskis vermeldet. Glücklicher, Ich!